Manche Kunstwerke entstehen nicht aus dem Wunsch nach Perfektion, sondern aus der Notwendigkeit, einen Augenblick, ein Gefühl, eine Erinnerung für immer festzuhalten. Diese Skizze meiner Tochter ist genau so ein Werk. Schon länger her, und doch so lebendig, so echt.
Es ist kein ausgearbeitetes Porträt mit jedem Detail an seinem Platz. Es ist flüchtig, skizzenhaft, ein Hauch von Linien, die sich zu einem Ausdruck verdichten. Und gerade darin liegt für mich ihre immense Schönheit. Sie erzählt von dem Moment, in dem ich den Stift in die Hand nahm, um das Leuchten in ihren Augen, die Bewegung ihres Kopfes, die Essenz ihres Wesens in diesem Augenblick einzufangen. Es ist das Unfertige, das Unperfekte, das hier so vollkommen wirkt.
Oft jagen wir in unserer Kunst – und manchmal auch im Leben – einer idealisierten Perfektion hinterher. Wir wollen jede Linie makellos, jedes Detail fehlerfrei. Doch gerade die Skizze lehrt uns eine wertvolle Lektion: Das Leben selbst ist eine Aneinanderreihung unperfekter Momente, die in ihrer Summe das Wunderbare ergeben. Es sind die Ecken und Kanten, die kleinen Ungenauigkeiten, die einem Werk Charakter und Seele verleihen.
Diese Zeichnung erinnert mich daran, dass es nicht darum geht, alles zu glätten und zu polieren, bis nichts Eigenausgeprägtes mehr übrig ist. Es geht darum, die rohe Energie des Moments zu spüren, sie zu umarmen und ihr zu erlauben, so zu sein, wie sie ist – ungestaltet, authentisch, echt. Und genau in diesem Annehmen des Unvollkommenen offenbart sich oft eine ganz eigene, tiefere Perfektion.
Es ist eine Hommage an die Lebendigkeit, an das Dazwischen, an die Magie des Augenblicks, die in den Linien weiterlebt und immer wieder berührt. Lasst uns die Skizze feiern, das Unfertige lieben und im Unperfekten die wahre Kunst entdecken.